
Sobald sich das Jahr dem Ende zuneigt, tauchen sie auf: Die unzähligen Tipps für den Jahresrückblick und die Neujahrsvorsätze, die fest in unserer Gesellschaft verankert sind. Ich muss zugeben, mich stresst das. Noch etwas, das ich tun soll. Vor allem etwas, das ich nicht auf die leichte Schulter nehmen sollte. Schließlich geht es dabei um eine sinnvolle Lebensplanung und um meine Zukunft. Diese Sache ist wichtig.
Erst vor ein paar Jahren entdeckte ich, dass der Jahresabschluss bzw. -neubeginn so eine große Sache ist. Scheinbar. Das kam durch die Medien - das Internet und Zeitschriften – in mein Bewusstsein, denn weder meine Eltern und kaum sonst jemand im Bekanntenkreis setzten sich am Ende des Jahres nieder und begannen zu schreiben. Es gab zwar die berühmt-berüchtigten Neujahrsvorsätze, aber die wurden eher halbherzig gefasst, denn es ging sowieso jeder davon aus, dass sie nicht lange durchzuhalten waren. So war zumindest mein Eindruck und so lebte ich viele Jahre auch ohne schriftliche Reflexion und Planung gut, genauso wie viele andere Menschen in meinem Umfeld. Es ist also definitiv kein Muss – das gleich einmal zur Beruhigung.
Als Mentaltrainerin kann ich mittlerweile bestätigen, dass Reflexion und das Setzen von Zielen durchaus ihre Berechtigung haben und Sinn machen. Indem du deinen Fokus gezielt richtest, verhinderst du, dass du blind durch dein Leben läufst. Du machst dir bewusst, was wichtig, richtig und gut war und in welchen Bereichen du etwas verändern möchtest. Wenn du weißt, wo du hinwillst, weißt du auch in welche Richtung du gehen sollst und erhöhst die Chance, dein Ziel zu erreichen. Auch ziellos durch die Gegend zu streifen macht Sinn, denn oft entdeckt man dabei ganz unerwartet die schönsten Orte, aber wenn du ein bestimmtes Ziel erreichen willst, hilft es, wenn du den Weg dorthin absteckst.
Dies am Ende eines Jahres zu machen, ist ein schönes Ritual. Es ist ein Anker, der uns erinnert, Rückschau zu halten und einen konkreten Blick in die Zukunft zu tun. Falls es dich jedoch stresst, das genau jetzt zu machen, dann mach es nicht. Dein Leben wird nicht besser oder schlechter, wenn du zu einem anderen Zeitpunkt innehältst. Das kann Mitte Jänner oder erst im März sein. Und wenn du deine Ziele bereits im November neu ausrichten willst, ist das genauso gut. Es gibt keinen richtigen oder falschen Zeitpunkt. Es tut allerdings tatsächlich gut, hin und wieder innezuhalten und sich den aktuellen Standpunkt anzuschauen. Daher mein Tipp: Tu es, aber mach es, wenn es sich für dich gut anfühlt.
Obwohl ich normalerweise gerne und viel schreibe, fällt es mir gerade dann schwer, wenn ich „muss“. Die Frage „Wie war dein Jahr und was willst du im kommenden Jahr erreichen?“ klingt für mich nach Heraus- und Überforderung. Weil ich es ernst nehme und perfekt machen möchte. Wenn es dir wie mir geht, fängst du dann gar nicht erst an zu schreiben. So muss es aber nicht sein. Auch wenige Worte und Gedanken können dich schon auf eine neue Spur bringen und dich in eine neue Richtung lenken. Darauf kommt es an. Es ist nicht notwendig dein Leben von A bis Z durchzuplanen, aber du kannst dir überlegen, welche Richtung du einschlagen möchtest. (Falls dir das Schreiben zum Jahreswechsel Spaß macht, dann freu ich mich mit dir und lass dich bitte nicht davon abhalten. Wir sind alle unterschiedlich und das ist gut so.)
Ich möchte dir heute drei Fragen und ein Zauberwort vorstellen. Diese Art der Reflexion, die ich dir zeige, ist kurz und knackig, aber trotzdem solltest du für ein paar Minuten ungestört sein und den Jahresrückblick – bzw. -ausblick in Ruhe machen, damit du gut in dich hineinhören und aus dem Bauch heraus antworten kannst. Bei dieser Reflexion geht es um ein Gefühl, das du erzeugst. Hör in dich hinein und schreib gerne den ersten Impuls auf. Dieser ist meist der richtige. Vertrau deinem Bauchgefühl. Bereits wenige Wörter können etwas in dir bewirken. Wenn du dir deine Antworten zu einem späteren Zeitpunkt wieder durchliest, wirst du wissen, was du gefühlt und gemeint hast. Mehr ist nicht unbedingt besser. Wichtig sind die Gedanken, Gefühle und Erkenntnisse, die dahinterstecken.
Los geht’s.
Zu den Fragen:
Welche eine Sache willst du diesen Dezember noch erledigen, um das Jahr 2020 zufrieden abschließen zu können? (Und dann tu das auch.)
Was war 2020 gut, wofür bist du dankbar?
Welche Eigenschaften soll das neue Jahr 2021 haben? (Notiere Eigenschaftswörter, die du mit dem neuen Jahr verbinden willst und die ein gutes Gefühl in dir erzeugen.)
Und nun zum Zauberwort:
Schreibe ein Wort auf, das dein Motto des Jahres 2021 sein soll. Ein Wort kannst du dir leicht merken und immer wieder in Erinnerung rufen. Du kannst es auch aufschreiben und an einem Ort platzieren, wo du es regelmäßig siehst. Dieses Wort ist dein Leitstern, der dich durch das Jahr führt und dich immer wieder daran erinnert, wer und wie du sein willst, welches Leben du führen und welche Ziele du erreichen willst.
Wenn du möchtest, lass uns an deinen Antworten oder Gedanken teilhaben und schreibe sie in die Kommentare.
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Susanne (Donnerstag, 14 Januar 2021 10:06)
Die Idee aus deinem Herbst-Blog „bewege dich draußen“ möchte ich zu meinem Motto für 2021 machen. Was gibt es Besseres, besonders in dieser Jahreszeit, als einen Spaziergang im Wald? Da lasse ich kreisende Gedanken los, der Kopf wird frei, ich komme zur Ruhe, neue Ideen entstehen, der Körper wird warm, die Bewegung tut einfach gut. Im Licht der untergehenden Sonne den Rückweg antreten, der Stille lauschen, den Wind, Nebel, Nieseln, Schneefall spüren, das Knirschen der Schritte auf dem gefrorenen Boden hören, welch beeindruckende, nachhaltige Erlebnisse. Das alles hat etwas Befreiendes. Die in deinem Dezember-Blog angesprochene Dankbarkeit für 2020 gilt der Möglichkeit, solche Spaziergänge jederzeit direkt vor der Haustür beginnen zu können. Was sind die von mir erwarteten/erhofften/erwünschten Eigenschaften des begonnenen Jahres 2021? Das, was das Jahr mir bringen wird, nehme ich gerne an. Ich bin zuversichtlich, dass es gut wird.
Danke für die wertvollen Anregungen auf deiner Homepage :-)